Der Amerikaner Richard Norris wurde vor 15 Jahren Opfer eines tragischen Schussunfalls, der sein Gesicht von da an entstellte. Er setzte kaum noch einen Fuß vor die Tür – wenn, dann meistens mit einer Maske – , mied den Kontakt zur Außenwelt, büßte ein großes Stück Lebensqualität ein.
In einer spektakulären und aufwändigen Operation gelang es jetzt Ärzten am R Adams Cowley Shock Trauma Center (University of Maryland Medical Center, Maryland, USA) dem heute 37-Jährigen ein neues Gesicht zu geben. Kiefer, Zähne und Zunge wurden in einer 36-stündigen Operation rekonstruiert. Das OP-Team um Dr. Eduardo D. Rodriguez verpflanzte dem jungen Mann vom Haaransatz bis zum Hals ein vollständiges Gesicht – und gab ihm so den Mut, wieder unter Menschen zu treten.
Beteiligt war eine multidisziplinäre Wissenschaftler-Gruppe, bestehend aus Medizinern der University of Maryland School of Medicine sowie über 150 Experten und Krankenschwestern. Nie zuvor wurde eine Gesichtstransplantation solchen Aufwands von speziell ausgebildeten Plastischen Chirurgen mit fundiertem Fachwissen in der kraniofazialen Chirurgie und rekonstruktiver Mikrochirurgie durchgeführt. Jeffrey A. Rivest, Präsident und CEO am University of Maryland Medical Center erklärte am Dienstag in einer offiziellen Pressekonferenz: "Die Ressourcen und das Talent, dass hier zum Tragen kam und diese komplex organisierte Aktion ermöglichte, hat Monate in Anspruch genommen und alle Areale des Klinikums umfasst." Dank dieser beispiellosen Transplantation, die selbst tiefer liegende Muskeln und Nerven des Gesichts umfasste, kann Richard Norris dieses nicht nur fühlen, sondern auch mit seiner eigenen Mimik beleben. Mit innovativen chirurgischen und auch computergesteuerten Methoden wurden Mittelgesicht, Ober- und Unterkiefer inklusive der Zähne sowie ein Teil der Zunge des Patienten rekonstruiert. "Unser Ziel war es, sowohl die Funktion als auch die Ästhetik wiederherzustellen", so Dr. Rodriquez.
Das Gesichtstransplantat, ein sogenanntes vaskulärisiertes allogenes Komposittranslantat (VCA), entstammt einer anonymen Spende.
Dies ist einer von zahllosen Fällen, die eindrücklich die Möglichkeiten der modernen Medizin aufzeigen. Doch die innovativsten chirurgischen Methoden und Instrumente nützen wenig, wenn grundlegende Voraussetzungen nicht gewährleistet sind: Noch immer sind viel zu wenig Menschen im Besitz eines Organspendeausweises – in den meisten Fällen begründet in Unwissenheit zu dieser Thematik. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert auf ihrer Website eingehend rund um die Organspende.
Organspendeausweis hier downloaden.
Quelle: University of Maryland