Mit Beginn des neuen Jahres wechselte turnusmäßig die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Kosmetische Zahnmedizin e.V. (DGKZ). Dr. Jens Voss übernimmt für ein Jahr die Führung der Fachgesellschaft. ZWP online sprach mit dem Präsidenten über die Pläne und Ziele der DGKZ.
Lieber Herr Dr. Voss, das abgelaufene Jahr war aufgrund der Corona-Pandemie sehr ungewöhnlich und hatte neben den gesamtgesellschaftlichen Folgen auch tiefgreifende Auswirkungen für die Zahnmedizin. Wie schätzen Sie aktuell die Situation ein?
Ja, das stimmt. Ich denke, wir alle haben eine solche Ausnahmesituation bisher nicht erlebt, und es war auch nicht so einfach, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen und Wege für einen adäquaten Umgang mit der Pandemie und ihren vielfältigen Folgen zu finden. Ich denke, dass es uns als Zahnärztinnen und Zahnärzte inzwischen recht gut gelungen ist, die praxisorganisatorischen und behandlungsseitigen Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung einer qualitativ hochwertigen zahnärztlichen Versorgung zu schaffen. Jetzt hoffen wir sicher alle gemeinsam, dass der Frühling und natürlich auch die Impfungen dazu führen, dass die Pandemie immer besser beherrschbar wird und allmählich abebbt.
Hatte denn die Pandemie auch Auswirkungen auf die DGKZ?
Aber natürlich. Wir hatten uns für das Jahr 2020 einiges vorgenommen. Im Zentrum stand unser Jahreskongress im Mai in Marburg, der letztlich aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen nicht stattfinden konnte. Unter der Themenstellung „Rot-weiße Ästhetik – State of the Art“ wollten wir in Marburg die aktuellen Trends in der Ästhetischen Zahnmedizin mit einer möglichst großen Bandbreite aufzeigen. Referenten von Universitäten und aus der Praxis sollten hier intensiv mit den Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmern diskutieren. Corona machte uns da leider einen Strich durch die Rechnung. Das Vorhaben, den Kongress auf einen neuen Termin und Standort im Herbst zu verlegen, scheiterte dann auch wieder wegen Corona. Den kompletten Kongress neu zu organisieren, hatte uns viel Kraft abverlangt. Jetzt blicken wir aber in die Zukunft.
Heißt das, dass sich die DGKZ für 2021 viel vorgenommen hat?
Ja, das heißt es. Wir haben in unserer letzten virtuellen Vorstandssitzung Ende November 2020 rückblickend die Lage noch einmal analysiert und festgelegt, wie die DGKZ auf die eingetretenen Veränderungen reagieren soll und wie sie sich mittelfristig entsprechend anpassen muss. Dabei war es zunächst wichtig, zu sehen, was die Gesellschaft im Kern ausmacht und was sich in den letzten 17 Jahren seit ihrer Gründung bewährt hat. Da steht zunächst unsere Grundidee, die wir von Beginn an propagiert haben. Für uns ist es nebensächlich, ob man von Kosmetischer oder Ästhetischer Zahnmedizin spricht. Wir verwenden die Begriffe, wie international üblich, synonym und haben uns daher auch nicht an den manchmal praktizierten Haarspaltereien beteiligt. Viel entscheidender ist für uns die Definition, was wir darunter verstehen. Für uns ist Kosmetische, oder wenn Sie es lieber wollen, Ästhetische Zahnmedizin die perfekte Verbindung von Funktion und Ästhetik auf höchstem fachlichen Niveau. Für uns ist Kosmetische Zahnmedizin mehr als weiße Zähne. Sie ist ein übergreifender, interdisziplinärer Ansatz – der Prothetik, Konservierende Zahnheilkunde, die Kieferorthopädie oder auch die Parodontologie mit dem Ziel „schöne Zähne“ verbindet. Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen sich heute umfassend aufstellen und weiterbilden. Neben dem Erhalt und der Wiederherstellung der Funktion ist inzwischen bei den Patienten aber auch der Wunsch nach dem „Perfect Smile“ immer stärker ausgeprägt. Damit ist Ästhetisch-Kosmetische Zahnmedizin bei den Generalisten angekommen. Das war 2003, als wir das Thema erstmals auf die Tagesordnung setzten, noch lange nicht so. Mit der Deutschen Gesellschaft für Kosmetische Zahnmedizin e.V. (DGKZ) gibt es somit in Deutschland seit nunmehr 18 Jahren eine Fachgesellschaft, die nicht nur ihre Mitglieder mit Fortbildungen und Fachinformation unterstützt, sondern gleichzeitig auch das Thema in der gesamten Diskussion immer stärker in den Fokus gerückt hat.
Wie sehen die derzeitigen Trends in der Kosmetischen Zahnmedizin aus? Welche „Bestseller“ gibt es?
Schöne und gesunde Zähne haben für einen Großteil der Bevölkerung einen enorm hohen Stellenwert. Vitalität, juveniles Aussehen und der damit oftmals verbundene private und berufliche Erfolg sind in allen Teilen der Gesellschaft zu erstrebenswerten Zielen geworden. Die meisten Menschen verstehen unter schönen Zähnen, dass diese möglichst eine helle Zahnfarbe aufweisen, idealtypisch geformt und gerade angeordnet sein sollen. Demnach sind Zahnaufhellungen und Veneers nach wie vor ein zentrales Thema und erfreuen sich großer Beliebtheit, aber auch kieferorthopädische Leistungen wie die Alignertherapie gewinnen zunehmend an Bedeutung. Da es hier um sogenannte Verlangensleistungen seitens des Patienten geht, ist Kosmetische Zahnmedizin absolute High-End-Zahnmedizin. Zahnärzte sollten daher unbedingt über das notwendige Know-how verfügen, um die Wünsche ihrer Patienten zuverlässig und erfolgreich umsetzen zu können.
Jetzt aber noch einmal zu den Vorhaben für 2021. Was steht hier auf der Tagesordnung?
Ich hatte ja bereits auf unsere Vorstandssitzung verwiesen. Wir möchten unseren Mitgliedern, aber auch allen anderen Zahnärztinnen und Zahnärzten mit Fortbildungsangeboten die Möglichkeit geben, den ständig wachsenden Herausforderungen der modernen Zahnmedizin optimal begegnen zu können. Hier spielt natürlich die Jahrestagung der DGKZ eine zentrale Rolle. Mit einem inhaltlich erweiterten Programm, das diesmal auch einen Experten-Talk enthalten wird, werden wir den ausgefallenen Kongress am 7. und 8. Mai 2021 in Marburg nachholen. Wie bereits für 2020 vorgesehen, werden uns hier sowohl Hochschullehrer als auch erfahrene Praktiker als Referenten und Diskussionspartner unterstützen. Ich wünsche mir natürlich sehr, dass es die Kolleginnen und Kollegen nach dieser langen Phase ohne Präsenzveranstaltungen wieder nach „draußen“ zieht und die Jahrestagung ein voller Erfolg wird.
Als weitere Maßnahme werden wir ein internetbasiertes Angebot an Fortbildungen haben. Wir beginnen zunächst mit einer Reihe von Web-Tutorials zu unterschiedlichen Themen der Ästhetisch-Kosmetischen Zahnmedizin. Hier werden wir zunächst als Vorstandsmitglieder vorangehen, denken aber, dass wir mit der Zeit – auch mit Unterstützung der Industrie – neue Themen in das Programm aufnehmen und so mittelfristig ein immer spannenderes Angebot schaffen können.
Ganz wichtig und von der Bedeutung her nicht zu unterschätzen ist der Relaunch unseres Verbandsorgans cosmetic dentistry, das eine wesentliche Säule unserer Außenwirkung ist. Neben einem neuen Layout und einer neuen Wortbildmarke erfährt das Magazin in seinem achtzehnten Erscheinungsjahr auch eine komplette Überarbeitung in Bezug auf Inhalt und Konzept. Natürlich werden die fachlichen Inhalte weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Jedoch geht es jetzt auch darum, den Fokus zu erweiternund mit neuen Themen die Zahnärzteschaft in der Breite zu erreichen. Neue Themen sind in diesem Zusammenhang auch wirtschaftliche sowie strukturelle/-organisatorische Aspekte. Moderne Zahnmedizin in ihrer Komplexität ist mehr als nur die Summe der fachlichen Komponenten. Die cosmetic dentistry soll sich zunehmend auch an junge Zahnärztinnen und Zahnärzte richten, die eine moderne, patientenorientierte Zahnmedizin auf hohem Niveau betreiben und für die eine moderne Zahnarztpraxis auch Einklang von Arbeit und Leben bedeutet.
Abschließend noch eine Frage zur Mitgliedschaft in der DGKZ. Warum sollte man Mitglied ihrer Fachgesellschaft werden?
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man sich aktiv für Sachen einsetzen sollte, die man für wichtig hält und die einen Nutzen für die Allgeneinheit haben. Das ist auch der Anspruch unserer Fachgesellschaft. Darüber hinaus können sich die Mitglieder zum Beispiel im Rahmen der DGKZ-Jahrestagung umfassend weiterbilden und profitieren dabei von ermäßigten Teilnahmegebühren. Dann gibt es ab diesem Jahr noch zusätzlich die digitalen Fortbildungsangebote. Außerdem unterstützen wir auch mit unserer Öffentlichkeitsarbeit die Kolleginnen und Kollegen. So stellt die DGKZ allen aktiven Mitgliedern eine kostenlose individuelle Mitgliederhomepage zur Verfügung, über die der Patient per Link mit der Praxishomepage verbunden wird. Weiterhin sind auch der Bezug unseres viermal jährlich erscheinenden interdisziplinären Fachmagazins cosmetic dentistry sowie der regelmäßige Newsletter Gründe, Teil unserer Gemeinschaft zu sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
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