Neues der Deutschen Gesellschaft für Kosmetische Zahnmedizin

» 28.12.2020 Virusübertragung: Die Mundhöhle als Infektionsherd für COVID-19


Bisher galt die Aufmerksamkeit der Forschung zu den Infektionswegen im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung weitgehend der Nasen-Lungen-Verbindung. Dass der Mundhöhle in diesem Zusammenhang ebenfalls eine bedeutende Rolle zukommt, fand nun ein Forscherteam aus England heraus.

Das Team des Wellcome-Sanger-Institute in Cambridge (UK) untersuchte Einzelzell-RNA-Sequenzierungsdatensätze aus menschlicher Gingiva und kleinen Speicheldrüsen, um epitheliale, mesenchymale und Immunzell-Cluster zu identifizieren. Bei der Analyse des viralen SARS-CoV-2-Eintrittsfaktors fanden sie ein erhöhtes Expressionsniveau der Rezeptoren ACE2 und TMPRSS2 in den Epithelien der Speicheldrüsen. Das Vorhandensein dieser beiden Moleküle ist die Voraussetzung für einen Zelleintrtitt von SARS-CoV-2. Die Forscher vermuteten demnach SARS-CoV-2-Infektionen von Epithelzellen in den Gängen und mukösen Endstücken (Azini) der kleinen Speicheldrüsen, die sich überwiegend in der Zungen- und Wangenschleimhaut befinden, sowie in der suprabasalen Zellschicht der Schleimhäute. Auch gehen die Forscher davon aus, dass sich das Virus in solchen infizierten Stellen der Mundhöhle repliziert. Untersuchungen an Humangewebe von verstorbenen COVID-19-Patienten bestätigten diese Vermutung. Der gesamten Mundhöhle kommt demnach sowohl bei der symptomatischen als auch der asymptomatischen Virusübertragung eine signifikante Rolle zu.

Weiterhin fand das Team um Dr. Ni Huang im Speichel von SARS-CoV-2-infizierten Personen gelöste Epithelzellen, die ACE2-Expression und SARS-CoV-2-RNA aufwiesen. Nach Genesung dieser Patienten wies ihr Speichel Antikörper gegen SARS-CoV-2-Proteine auf. Dies legt den Schluss nahe, dass Speichel von infizierten Personen nicht nur eine Gefahr für andere Menschen darstellt – und infolge dem Tragen von Alltagsmasken eine noch größere Bedeutung zukommt –, sondern dass das Virus über den Speichel auch in andere Bereiche des Körpers, wie etwa die Lunge und/oder den Verdauungstrakt, gelangen kann. Das Forscherteam sieht die Mundhöhle somit als oral-systemische Eintrittspforte für Viruserkrankungen.

Die Erkenntnisse aus der Studie mit dem Titel „Integrated Single-Cell Atlases Reveal an Oral SARS-CoV-2 Infection and Transmission Axis“ sind hier abrufbar. 

Quelle: ZWP online

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