Autor: Dr. Walter Weilenmann
Patienten mit einer Zahnfraktur wünschen sich oft eine Reparatur und keine Extraktion, und Zahnärzte, die solche Zähne reparieren, gewinnen viele Sympathien. Frakturen sind meistens Ermüdungsfrakturen im Bereich der Zahnkronen. Ermüdungen werden verursacht durch die Kombination von hohen Kaukräften, vielen Kauzyklen, belasteten schiefen Ebenen und der geringen Zugfestigkeit von Dentin und Komposit. Zwei dieser Faktoren lassen sich mit zahnärztlichem Geschick therapieren: Schiefe Ebenen werden eingeschliffen und durch ebene Kontakte ersetzt, und das Komposit wird mit Pins, Stiften und Schrauben zugfest verankert und mit Drähten bruchsicher verstärkt.
Ermüdungsfaktoren
Schiefe Ebenen lenken die Kaukraft um. Deshalb können schon bei einer Kaukraft von 20 N (ca. zwei Kilogramm) so große Querkräfte entstehen, dass die Dentintubuli mikroskopisch einreißen. Das Risswachstum verbindet die Mikrorisse langsam zu längeren Spalten und erweitert diese nach und nach zu sichtbaren Haarrissen. Diese enden dann wenige Jahre später mit Ermüdungsfrakturen, meistens zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr (Abb. 1). Des Weiteren entstehen beim Knirschen sowohl hohe Kaukräfte (durchschnittlich 100 N) als auch viele Belastungen (Abb. 2). Überdies haben die Knirschfacetten mit ihren breiten Kontaktflächen eine schlechte Schneidwirkung. Das zwingt den Patienten, mit höherer Kraft zu kauen, was wiederum die Kaumuskeln trainiert und Heavy Bruxism vorbereitet.
Die Zugfestigkeit des Dentins ist eher gering und variiert um einen Faktor 4 (Tab. 1). Die Variation entsteht durch die Dentinalterung, welche 50 Prozent der Zugfestigkeit vernichtet (Abb. 3), und strukturell beim pulpanahen Dentin mit 50.000 Tubuli/mm2, das nur 50 Prozent der Festigkeit von peripherem Dentin mit 10.000 Tubuli/mm2 besitzt. Im selben Maß variiert auch die Dentinadhäsion bei den verschiedenen Sorten von Dentin. Entsprechend wichtig sind mechanische Retentionen.
Sichere Leitsymptome der Ermüdung sind breitflächige Schlifffacetten (Abb. 4) und Haarrisse. Schiefe Ebenen färben sich nicht immer an und sind oft nur erkennbar, wenn der Experte die Okklusion millimetergenau auf Nahkontakte absucht. Aber wer sie diagnostiziert, der kann prophylaktische, konservierende und minimalinvasive Maßnahmen vorschlagen, Rezidive verhindern und beim Patienten das Kaugefühl verbessern.
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Der Beitrag von Dr. Walter Weilenmann ist in der Dental Tribune German Edition 3+4/2020 erschienen.
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